Joachim Zeller
Bildband. Sutton Verlag, Erfurt 2010, 250 Seiten, 400 Bilder, € 34,90
Die selbst ernannte Überlegenheit der westlichen, der „zivilisierten“ Kultur über die afrikanische – das thematisiert Joachim Zeller in diesem Bildband. In 18 Kapitel gegliedert, setzt sich der Autor mit der Kolonialisierung Afrikas im 19. Jahrhundert auseinander und legt dabei den Schwerpunkt auf die Bedeutung der Bildsprache. Was sagen die Malereien und Fotografien aus? Wie werden die Fremden dargestellt? Wer sind die Fotografen und welche Rolle spielten die nach Hause gebrachten Bilder für die Gesellschaft?
Diese und andere Fragen behandelt der Autor. Die Bilder aus Afrika galten im 19. Jahrhundert als objektive Berichterstattung, als Widerspiegelung der Realität. Dass sie genau das nicht waren, das zeigt Joachim Zeller erfolgreich auf. Seine Analyse gibt auch für die heutige Zeit zu denken. Denn der allgegenwärtige hegemoniale Anspruch des Westens, den der Autor mittels historischer Bildanalyse aufdeckt, ist keineswegs Geschichte. Von den Modernisierungstheorien in der Entwicklungsforschung des 20. Jahrhunderts bis zur Entwicklungszusammenarbeit in der Gegenwart – noch immer gilt die westliche Kultur als die Messlatte für Entwicklung, wenn auch nicht bewusst und offensichtlich – aber das war es zur Kolonialzeit auch keineswegs, wie Zeller belegt.
Wer sich für die Kolonialisierung Afrikas interessiert, aber ebenso aktuelle Nord-Süd-Zusammenhänge und die Bedeutung der Medien in diesem Kontext besser verstehen will, dem kann „Weiße Blicke – Schwarze Körper“ neue Einblicke bieten. Das Besondere an dem Werk ist die künstlerische Annäherung an die Thematik, denn die Bilder sprechen in Joachim Zellers Buch wahrlich Bände.
Martina Weinbacher
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